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Mittwoch, 01 Juli 2015 05:47

30.6.2015 Island Norden - Djupavik

Geschrieben von 
Nach dem Frühstück erhalten wir eine Führung durch die alte Heringsfabrik in Djupavil. Claus, ein Deutscher, der seit 10 Jahren die Sommer hier in Djupavik verbringt, führt uns durch diesen "Lost Place"  und erzhält die spannende Geschichte des Gebäudes.

Die Geschichte Djúpavíks ist eng mit dem Fischfang verbunden. Sie begann im Jahre 1917, als Elías Stefánsson eine Heringssalzstation aufbaute. Die Ansiedlung wuchs schnell, Geschäfte und Wohnhäuser wurden errichtet und eine Anlegestelle für Schiffe aufgebaut. Doch zu Beginn der großen Wirtschaftskrise im Herbst 1919 endete diese als erste Heringsabenteuer bezeichnete Periode.

Das zweite Heringsabenteuer begann im Jahre 1934. Innerhalb eines Jahres wurde eine Fabrik erbaut, welche technisch alle bisherigen Fabriken der Zeit in den Schatten stellte. 1935 wurden die Fließbänder der Fabrik in Gang gesetzt und die ersten Schiffe konnten ihren Sommerfang in Djúpavík ausladen und verarbeiten lassen. Nahezu unbegrenzter Fischfang und hohe Umsätze trugen zu diesem Erfolg bei.

Als die Heringsfabrik 1934 fertiggestellt war, handelte es sich um das größte und erste komplett aus Beton erbaute Gebäude Islands. Dieses Gebäude ist heute noch zu besichtigen. Mit seinen 90 Metern Länge und zwei bzw. teilweise drei Etagen ist es schon von Weitem erkennbar.

In den Räumen wurden zur damaligen Zeit die neuesten und modernsten Maschinen zur Fischverarbeitung und Herstellung von Fischmehl eingesetzt. Lebertran wurde durch sechs Maschinen befördert, um das Wasser zu extrahieren, und landete schließlich in gemauerten Tanks, die ein Fassungsvermögen von 5.600 Tonnen hatten. Ein solcher Produktionsprozess war in Island noch nie zuvor angewandt worden.

Doch die Zeiten änderten sich; der letzte große Heringssommer vor den Toren Djúpavíks war im Jahre 1944. Danach begannen sich die Fischschwärme rapide zu verkleinern. 1948 war der Fang nur gering, zwei Jahre später versiegte er gänzlich. Man versuchte, die Fabrik für andere Zwecke zu nutzen, aber ohne Erfolg. So wurden letztendlich im Jahre 1954 die Fließbänder in der Fabrik stillgelegt.

Der bekannteste isländische Schriftsteller Halldór Laxness siedelte hier seinen Roman "Die Litanei von Gottesgaben" an, der ein ironisches Bild dieser Zeit widerspiegelt.

Heute findet sich in der Fabrik ein kleines Museum, welches das Leben zu der Zeit, als noch Fisch in großen Mengen gefangen wurde, zeigt. Außerdem besteht die Möglichkeit an einer geführten Besichtigungstour durch die Fabrik teilzunehmen.

Die Fabrik ist ein Paradies für Fotografen. Dieser "Lost Place" bietet jede Menge Motive und in jedem Raum erwarten uns neue Überraschungen. Auch nach ein paar Stunden Zeit zum Fotografieren in der Fabrik könnte man hier noch viel länger auf Entdeckungsreise gehen.
Nach dem Mittagessen fahren wir zum Ende der Strasse an der Ostküste der Westfjorde. Bei Krossnes befindet sich noch ein Thermal-Schwimmbad am Strand ... danach gibt es bis zum Ende der Halbinsel keine Strasse mehr.

Die kalten Temperaturen und der starke Wind mit Windstärken 8 und 9 lassen nur kurze Foto-Stopps zu und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Nach einem Aufwärm- und Kaffeestopp im Hafen des kleinen Ortes Nordurfjördur, fahren  wir noch in den nächsten Fjord Ingolfsfjördur, wo sich ebenfalls eine alte Heringsfabrik befindet.  Im Gegensatzt zu Djupavik ist diese Fabrik total dem Zerfall überlassen.

Morgen werden wir die Westfjorde verlassen und nach Hvammstangi weiterreisen.


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